Chorgeschichte

Anliegen und Inhalt der Wirksamkeit des Vorarlberger Johannes-Chrysostomos-Chors lässt sich kaum besser beschreiben als durch die Aufforderung des 2. Vatikanischen Konzils, wo wir im Ökumenismusdekret folgendes lesen können (Art. 15): „Deshalb wird mit Nachdruck empfohlen, daß die Katholiken sich mehr mit diesen geistlichen Reichtümern der orientalischen Väter vertraut machen, die den Menschen in seiner Ganzheit zur Betrachtung der göttlichen Dinge emporführen. Alle sollen um die große Bedeutung wissen, die der Kenntnis, Verehrung, Erhaltung und Pflege des überreichen liturgischen und geistlichen Erbes der Orientalen zukommt, damit die Fülle der christlichen Tradition in Treue gewahrt und die völlige Wiederversöhnung der orientalischen und der abendländischen Christen herbeigeführt werde.“

Die wesentliche Aufgabe unseres Chores besteht somit in der Begleitung und musikalischen Mitgestaltung von Gottesdiensten der griechisch-byzantinischen Tradition und Ordnung, die für die Orthodoxe(n) Kirche(n) gilt, sowie auch für jene Ortskirchen dieser Tradition, die mit dem Bischof von Rom in Gemeinschaft stehen. In Österreich werden letztere als „griechisch-katholisch“ bezeichnet.

Die meisten Gebete der Göttlichen Liturgie (= Heilige Messe) werden gesungen, teilweise im Rezitationston, oft aber auch durchkomponiert. Instrumente sind im Prinzip ausgeschlossen. Sänger (ob als einzelner Protopsaltis oder als Chor) und Priester bzw. auch Diakon befinden sich in einem beständigen Dialog. Die Sänger sind wie im Westen Vertreter des Volkes und als solche Konzelebranten. Auch der Volksgesang ist in einzelnen Kirchen und Gemeinden üblich.

Aus persönlicher Überzeugung, aber auch mit dem Rückhalt bedeutender Persönlichkeiten des ostkirchlichen ökumenischen Engagements pflegen wir den Gesang in der (deutschen) Muttersprache. Wir folgen damit auch dem Geist der Slawenapostel Kyrill und Method, die die Hl. Schrift und die gottesdienstlichen Texte in die slawische Sprache ihrer Herde übersetzten und sich im 9. Jahrhundert gegen fremde, unverständliche Sprachen im Gottesdienst – Griechisch und Latein - gegen fremde Sprachen im Gottesdienst wandten. Trotzdem darf den hiesigen Gläubigen bewusst werden, dass die Heimat dieser gottesdienstlichen Form im östlichen Europa zu suchen ist. Daher singen wir einige wenige Gesänge auch in kirchenslawischer, griechischer und rumänischer Sprache. Die Praxis hat insofern auch eine Bedeutung, da wir auch in orthodoxen Gottesdiensten (vor allem auf den Bodensee-Kirchentagen) die Aufgabe des Chores übernommen haben und dabei auch den Sprachen der jeweiligen Gemeinde gerecht werden wollen.

Das Wirken unseres Chores kann nicht zuletzt auch als ein leiser, unspektakulärer Beitrag zum Verständnis der Völker des östlichen Europa und damit auch zum Frieden auf unserem Kontinent betrachtet werden.

Norbert und Maria H. Duffner